So klappt’s trotz Lernbeeinträchtigung mit einer Lehrstelle

09.08.2016 CJD Olpe « zur Übersicht

Schönau. Der 21-jährige Auszubildende Sascha Krogul aus Schönau hat trotz seiner Lernbeeinträchtigung die Zwischenprüfung geschafft - dank Arbeitsamt und CJD.

„Das ist doch leicht“, sagt Sascha Krogul, während er sich hinter das Steuer eines Radladers klemmt. Die praktische Seite seiner Ausbildung bei der Firma Schmidt Tief- und Straßenbau in Schönau bereitet dem 21-Jährigen in der Tat keine Probleme. Dafür hakt es ein wenig bei der Theorie. Rechnen, Lesen und Schreiben sind halt nicht jedermanns Sache. Und wenn dann noch die Zwischenprüfung ansteht, wird es eng. Doch Sascha Krogul hat’s geschafft - dank der „Assistierten Ausbildung“.

Hinter dieser Wortschöpfung aus dem unerschöpflichen Fundus der deutschen Behördensprache verbirgt sich eine höchst praxisbezogene Hilfestellung für Auszubildende, deren Fähigkeiten sich nicht in Schulnoten und Zeugnissen widerspiegeln. Während die Arbeitgeber diese jungen Menschen in ihrem Betrieb ausbilden, werden sie von einem durch die Arbeitsagentur beauftragten Bildungsträger dabei unterstützt. Und die Kosten dafür übernimmt die Arbeitsagentur auch noch.

Kleine Betriebe überfordert

Das Schönauer Tief- und Straßenbauunternehmen Schmidt hat wegen seines besonderen Ausbildungsengagements Anfang 2016 ein Zertifikat von der Arbeitsagentur bekommen. Aber als bei Sascha Kogul die Prüfung näher rückte, war das Unternehmen, das 17 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beschäftigt, dann doch überfordert. „Betriebe unserer Größenordnung haben gar nicht die Möglichkeit, irgendetwas allein auf die Beine zu stellen“, so Maria Schmidt, Ausbildungsbeauftragte der Firma Schmidt. Also griff sie zum Telefon. „Das war total unbürokratisch. Es hat gerade einmal drei Anrufe gekostet.“

Seitdem gehört Sascha Krogul zu den Jugendlichen, die im Auftrag der Agentur für Arbeit von Fachkräften des Christlichen Jugenddorfwerk (CJD) in Olpe für eine erfolgreiche Ausbildung trainiert werden. Einmal in der Woche kommt der 21-Jährige für vier Stunden zu seinem CJD-Coach Guido Gummersbach. „Bei anstehenden Prüfungen auf öfter“, so Gummersbach.

Vor der Zwischenprüfung, die in der Siegerlandhalle über die Bühne ging, legte sich auch CJD-Sozialarbeiterin Petra Arndt mächtig ins Zeug. Nicht zuletzt ihr ist es zu verdanken, dass der 21-Jährige eine Prüfungsbeihilfe bekam und die Industrie- und Handelskammer den jungen Mann nicht zusammen mit 200 anderen Kandidaten in einen großen Saal steckte, sondern ihm einen Einzelplatz genehmigte. Resultat: Prüfung bestanden.

Beide Seiten profitieren

„Sascha hat viel Ehrgeiz und Durchhaltevermögen“, lobt Marie Schmidt den vor Ort in Schönau wohnenden Auszubildenden. „Und auch das Engagement des Elternhauses ist toll. Das Allertollste ist aber, dass er die Zwischenprüfung geschafft hat.“

Sowohl die Auszubildenden als auch die Ausbildungsbetriebe profitierten von der Assistierten Ausbildung, betont Thomas Becker, Pressesprecher der Siegener Agentur für Arbeit: „Es erhöht die Chancen auf dem Arbeitsmarkt und wirkt dem Fachkräftemangel entgegen“. Die Auszubildenden erhielten unter anderem Hilfen zum Abbau von Sprach- und Bildungsdefiziten, und auf der anderen Seite würden die Betriebe würden bei der Verwaltung, Organisation und Durchführung der Ausbildung unterstützt und im Betriebsalltag begleitet.

Quelle: Westfalenpost
Text und Foto: © Michael Alexander